Liebe Pamina, hallo Papageno!

Ich komme soeben vom Schaugarten herein, das erste Mal dieses Jahr, dass ich bei dem schönen Wetter aktiv war. Die Schneeglöckchen und Winterlinge zeigen sich zum Glück noch sehr verhalten und das ist gut so, denn in der Früh zeigte das Thermometer stets zwischen -2 und -4 Grad. Nicht wirklich tief, aber ohne Schnee und wenn die Vegetation noch schläft, ist dies umso besser! Der Winter war bis jetzt zwar kein richtiger Innviertler Winter, denn solche wie früher wird es wohl nie mehr geben. Immerhin aber hatten wir zweimal eine deckende Schneeschicht, die tiefste Temperatur lag dabei für zwei Nächte bei – 9 Grad, meistens aber bei - 2 bis - 5 Grad, also eigentlich sehr erträglich. Ansonsten hatten wir in den letzten Monaten mehr als genug Niederschlag.

Wir decken unsere nässeempfindlichen Stauden mit Frühbeetfenstern ab oder räumen sie ins Gewächshaus, andere benötigen lediglich ein Vlies als Winterschutz. Es sind dies langjährige Erfahrungen, die man mit der Zeit macht. Die Horrorwinter von 2012 und 2018 sitzen mir noch im Genick, da hatten wir schlimmste Ausfälle, da die Wintermonate Dezember und Januar viel zu mild waren und draußen alles bereits austrieb und auf Frühling eingestellt war. Und dann kam ja die sibirische Kälte ohne Schnee. Ein längerer Kahlfrost ohne schützende Schneeschicht kann vielen Stauden den Garaus machten, die sonst im Topf problemlos den Winter überdauern. Eine Topfkultur ist völlig anderen Verhältnissen ausgesetzt als bei dir im Garten im offenen Boden!

Ich weiß nicht, wie es dir ergangen ist, aber der erste Schnee im November hinterließ bei uns leider gehörige Schäden an Gehölzen durch den schweren Pappschnee. Eine 30 Jahre alte, wunderschöne Zierkirsche wurde durch mehrfachen Astbruch so stark geschädigt, dass ich sie zu meinem Leidwesen komplett fällen musste. Ich wollte sie im Laufe des Winters zwar noch einmal verjüngen, weil sie schon so ausladend wuchs, aber es blieb bei meinem Vorhaben, mit allen Konsequenzen. Zierkirschen gehören ja nicht zu den langlebigsten Gehölzen, aber leid war mir trotzdem sehr um diesen Verlust! Auch unsere schon sehr stolze Magnolie hatte einigen Schaden zu beklagen. Ehe man ans Abschütteln des Schnees dachte, war über Nacht das Chaos perfekt.

In schon absehbarer Zeit startet für uns alle eine neue Gartensaison. Hier beginnen wir mit unserer schon traditionellen Schneeglöckchenwoche. Wann dies sein wird, ersiehst du auf unserer Startseite im Internet, ich denke, es wäre sinnvoll, die Woche vom 19. bis zum 24. Februar anzupeilen, es kann uns nur das Wetter einen Strich durch die Rechnung machen. Nach bewährter Methode bieten wir für den Verkauf vor Ort einiges an Schneeglöckchen und weiteren, wertvollen Vorfrühlingsblühern an, einen Teil davon selbstverständlich auch für Internetbestellungen. Du wirst Verständnis dafür aufbringen, wenn wir rare Sorten, wo nur wenige Exemplare vorhanden sind, ausschließlich vor Ort in der Gärtnerei anbieten, um Enttäuschungen vorzubeugen. Wir bemühen uns außerdem, dass wir während dieser Zeit die Verfügbarkeit bei Galanthus immer auf dem neuesten Stand halten. Dass dies nicht immer punktgenau gewährleistet ist, liegt in der Natur der Sache, auch deshalb, weil die Vermehrung seltener Schneeglöckchensorten nicht mit Astern oder anderen Stauden zu vergleichen ist und die Nachfrage nach einigen Sorten stark schwankt. Dies gilt auch für manche Arten der Cyclamen und in zunehmendem Maße auch für Winterlinge (Eranthis).

Die Vorfrühlingsalpenveilchen (Cyclamen coum) beglücken uns je nach Lage und Witterung oft schon Anfang Februar mit ihren entzückenden Blüten. Mittlerweile existieren eine Menge Strains (über Samen vermehrte Farbtypen), aber auch solche mit silbrigen Blättern. Ein problemloses Gedeihen in deinem Garten ist dann gewährleistet, wenn du einige wichtige Voraussetzungen erfüllst: in Ruhe lassen, nicht hacken und ausreichend mit Kalk im Boden versorgen, dies ist von vorneherein das Allerwichtigste. Es genügen 5 bis 10 Initialpflanzen, die du in die oberste, möglichst humose Bodenschicht in halbschattiger Lage pflanzst, möglichst unter Haselsträuchern. Der beste Zeitpunkt ist hierfür der Vorfrühling, da danach die befruchteten Samenkapseln ausreifen und so schon im ersten Jahr für Nachkommenschaft gesorgt wird. Die Samen sind von einem süßlichen Elaiosom behaftet, was den Ameisen schmeckt und so die Samen in alle Himmelsrichtungen vertragen werden, du brauchst also gar nichts mehr weiter tun, sie keimen an den unmöglichsten Stellen, aber die meisten rundum der Mutterpflanzen.

Für mich läuteten in meiner Jugend aber nicht die Schneeglöckchen den Vorfrühling ein, weil im Garten meiner Eltern in Südbaden nur wenige Schneeglöckchen wuchsen, dafür aber jede Menge Cyclamen und andere Schätze. Noch heute höre ich an jenem Vorfrühlingsabend Mitte Februar in weiter Ferne jene uralte Tschättermusik der Laufenburger Fasnacht, welche seit grauer Vorzeit dafür sorgte, dass der Winter ausgetrieben wird, während damals zu meinen Füßen in aller Stille diese entzückenden Alpenveilchen mit ihren Blüten austrieben. Die Cyclamen coum stammen ursprünglich aus Berggegenden der Türkei und waren dazumal eher selten anzutreffen. Sie versprechen auch dir ein neues und üppiges Blütenjahr!

Über Schneeglöckchen werde ich dieses Mal nicht allzu viele Worte verlieren. Dadurch, dass wir rund 250 benannte Arten und Sorten kultivieren, sind unsere Grenzen als Produktionsgärtnerei längst vorgezeichnet. So spannend dieses Kapitel auch ist, so zeitaufwändig und kostspielig zeigt sich dieses Unterfangen, wo dann andere Kulturen darunter leiden. Denn du musst ständig auf der Hut sein, dass deine Bestände nicht durch den Grauschimmel oder durch die Narzissenfliege dahingerafft werden. Alle drei Jahre sollten deine Schneeglöckchenhorste verjüngt werden, das ist wichtig, damit sie vital bleiben.

Aber ich kann es ja trotzdem nicht lassen und will es in Zukunft auch mit einigen Formen des Winterlings probieren. Sicher hast du schon gehört, dass hier ein neuer Hype entsteht, wenngleich ein wesentlich überschaubarerer als bei den Glöckchen, jedoch mindestens so spannend, denn einige neue Sorten versprechen uns neue Glanzlichter für unsere Gärten! Ich hinterfrage nur, ob es Sinn macht, gleich jede gefüllt blühende Variante mit minimalen Unterschieden zueinander zu benennen, denn auch hier bahnt sich eines an, nämlich Verwechslung und anschließend eine unnötige Diskussion darüber, welcher wohl der echte ist! Aber trösten wir uns, denn schon der einfache Winterling begeistert wohl jeden, der sich den Ausklang des Winters herbeisehnt.

Seit ich in Südafrika war, ziehen Gladiolen mich in den Bann. Eine Sorte, die nahezu überall gut gedeiht und dich sicher begeistern wird, ist Gladiolus ‘Ruby‘, eine Gladiolus-papilio-Hybride mit mittelgroßen Blüten an bis zu 80 cm hohen Rispen. Ihre warme, weinrote Blütenfarbe kannst du sehr gut mit vielen anderen Stauden kombinieren. Wir besitzen sie noch nicht sehr lange, haben sie allerdings im Schaugarten an verschiedene Stellen gepflanzt, um sie zu testen, wo sie sich am schönsten präsentiert. Volle Sonne und ein guter, aber eher leichter Gartenboden sagt ihr am meisten zu. Ich finde sie besonders hübsch, wenn sie im Verein mit gelbblühenden oder auch weißen Stauden steht. Wir sind dabei, auch einige weitere Wildarten und Namenssorten zu vermehren. Gladiolen werden wieder modern, dies gilt vor allem für die großblumigen Hybriden, die sich vor allem für den Schnitt eignen.

Eine weitere Staudengattung hatte es mir schon immer angetan, nämlich die Ingwerorchideen (Roscoea). Sie haben mit Orchideen überhaupt nichts gemein, sie heißen mit dem deutschen Namen deswegen so, weil ihre exotisch aussehenden Blüten manchen Orchideen ähneln. Es sind dies reich blühende Verwandte des Ingwers aus den Monsuntälern des Himalayas und Chinas, welche bis auf einige Ausnahmen auch bei uns gut winterhart sind. Die Arten und Sorten sind überschaubar, wenngleich viele davon nur selten im Angebot zu finden sind. Und alle haben sie eines gemeinsam, ihren extrem späten Austrieb, der bei manchen Sorten frühestens ab Juni erfolgt! Ein humoser Boden in leicht beschatteten Lagen ist genau das Richtige. Ich kann mich noch an meine ersten Erfahrungen mit den Ingwerorchideen erinnern, das ist aber schon sehr lange her. Ich hatte mir damals die Hybride Roscoea beesiana (x) zugelegt und pflanzte sie in eine Rohhumusschicht zwischen unseren Felsen, die wir im Garten hatten. Dort gedieh sie hervorragend, blüht wie von selbst und bestockte sich von Jahr zu Jahr.

Wir besitzen auch einige andere Sorten und Herkünfte im Angebot, irgendwie hatte ich ihnen früher keinerlei Augenmerk geschenkt, du kannst sie auch nicht in Hochglanzzeitschriften vorfinden, wo dann meist schon kurze Zeit darauf eine Menge Pflanzenmenschen danach fragen.

Besonders auffällig und mit ihrer Farbe einzigartig ist wohl Roscoea purpurea f. rubra ‘Red Gurkha‘, die im Zuge einer Pflanzenexkursion in Nepal gefunden und nach der bekannten, nepalesischen Elitetruppe benannt wurde. Der echte Klon wird immer selten bleiben, denn er ist sehr begehrt und zudem sehr langsamwüchsig. Die tief ziegelroten Blüten erscheinen oft erst im September, halten jedoch sehr lange. Wir vermehren ‘Red Gurkha‘ ausschließlich über langwierige Teilung, um die Sorte echt zu erhalten, parallel dazu auch über Samen. Die samenvermehrten Typen reichen farblich allerdings bei weitem nicht an die echte ‘Red Gurkha‘ heran. Du musst dich aber bitte noch mindestens zwei Jahre gedulden, bis wir die ersten Töpfe davon abgeben können! Aber auch all die anderen Arten und Sorten in unserem Webshop erwiesen sich als wundervolle Halbschattenstauden, die uns über viele Jahre erfreuen.

Aber was du bereits dieses Frühjahr unbedingt pflanzen solltest, sind Artischocken (Cynara scolymus)! Von einem lieben Freund aus dem thüringischem Eichsfeld bekam ich vor drei Jahren eine starke Pflanze, aus ihren Wurzeln machte ich Schnittlinge und schwuppdiwupp hatten wir entsprechende Nachkommenschaft. Wir pflanzten rund 20 Exemplare in unser Sandsteppenbeet, wo sie zur Blütezeit jeden Besucher restlos begeisterten. Und nicht nur als blühende Stauden, sondern auch mit ihren abgestorbenen Fruchtständen. Früher galten sie als beschränkt winterhart, doch in unseren momentanen Wintern kann ihnen nicht einmal ein Zuviel an Nässe etwas abhaben, sofern sie im Sand stehen. Jedenfalls dominieren sie zur Blüte so maßlos, dass sämtliche andere Stauden ringsherum regelrecht das Nachsehen haben! Es wird behauptet, dass Artischocken sich selbst aussäen. Ich bin gespannt, wie viele Sämlinge auftreten werden.

Ich wünsche mir sehnlichst, dass alle Stauden gut über den Winter kommen und so dastehen, wie du es auf diesem Bild unten siehst. Wir als Urproduzenten sind auf Gedeih und Verderb dem Wetter ausgesetzt! Im rechten Frühbeetkasten befinden sich die nässeempfindlichen Schmankerln aus aller Welt, in den nächsten beiden findest du aussschließlich Buschwindröschen, wo wir ja mittlerweile das breiteste Sortiment aller Staudenbetrieben besitzen.

Buschwindröschen (Anemone nemorosa, – ranunculoides und Hybriden) stellen nicht nur eine Sammelleidenschaft dar, sie sind vor allem unverzichtbare Frühlingsgeophyten, die vor oder unter deinen Sträuchern wie von selbst gedeihen und dich jedes Jahr mit noch dickeren Horsten erfreuen, meist wachsen sie im Garten noch wesentlich üppiger als in der Natur! Du wirst aber sicher wissen, dass innerhalb des Sortimentes erhebliche Unterschiede bestehen, was den Zuwachs anbelangt. Bei einer Handvoll Sorten ist der „Herr Gärtner“ nämlich relativ ungeduldig, es kann ihm gar nicht schnell genug mit dem Zuwachs gehen, denn aus solch schwachen und kleinen Rhizömchen sollen jene fantastischen Blüten entspringen? Zurecht wirst du dich fragen, ob diese zarten Würzelchen wohl ein Witz seien, die wir dir da zugeschickt hatten? Dagegen wachsen andere Sorten rasant und füllen den Topf problemlos innerhalb einer Vegetationsperiode. Aber diese Wachstumsunterschiede kennen wir ja schließlich auch von anderen Stauden, sei es bei Iris oder Funkien und vielem anderen. Hast du sie bei dir im Garten erst einmal etabliert, wirst du trotzdem lange Freude an ihnen haben, dessen bin ich mir sicher! Und schließlich kommt es auf die Feinheiten der Kombination an, denn nur dann wirkt ein Ensemble.

Anemone x lipsiensis ‘Vindobonensis‘, vereint mit der hellblauen ‘Allenii‘

Anemone nemorosa ‘Blue Eyes‘ ist nach wie vor recht populär!

Zum Abschluss noch eines, was mir am Herzen liegt, dir die Geschichte und den Werdegang unseres Rundbriefes zum Besten zu geben. Dieser wurde 2010 begonnen, es war ungefähr zur gleichen Zeit, als wir mit unserem Webshop starteten. Ich wollte einfach eine Art „Wissensvermittlung für den Kunden“ auf eine lockere und etwas andere Art erreichen, nennen wir es einmal so. Werbung in Spamformat, mit Sonderangebot XY? Einen Blog, der unregelmäßig erscheint? Nein, es sollte was anderes sein, es musste etwas Neues her. Du weißt, dass ich leidenschaftlich gerne schreibe und es innerhalb der Stauden tausenderlei Themen gibt, die die Garten- und Pflanzenliebhaber interessieren könnten und über die man sonst nicht allzu viel vernimmt.

Schnell ertappte ich mich, dass mein Rundbrief viel zu lange war, er muss knapper ausfallen, so einen langen Wust liest sonst kein Mensch, so hörte ich von vielen Seiten. Zunächst schickte ich ihn an einige hundert Kunden und Freundesadressen, mit der Zeit wurden es dann immer mehr, bald aber so viele, dass ich den Rundbrief nicht mehr von meinem PC wegschicken konnte, sondern ein spezielles Verteilerprogramm dafür notwendig war. Das kostet zwar eine Kleinigkeit, lohnte sich aber, denn die Zahlen stiegen bis zum heutigen Tag auf knapp 8.000 Adressen an! Und wie du sicher auch weißt, ist der heutige Mensch gläsern, was bedeutet, dass ich problemlos feststellen kann, wie viele von den 8.000 Lesern den Rundbrief tatsächlich lesen oder ihn erst später lesen, oder ihn gar nicht oder nur ab und zu lesen. Manche Leser melden sich nach einiger Zeit ab, neue kommen hinzu, viele leiten ihn weiter, ich habe darüber keinerlei Überblick! Andere drucken den Rundbrief aus und heften ihn ab. Nicht etwa, dass du glaubst, ich stelle da irgendwelche Nachforschungen an! Aber ein Werbefachmann sagte mir kürzlich, dass ich mit dem Resultat auf dem allerbesten Weg bin und mit dem Ergebnis hoch zufrieden sein kann, im Vergleich zu normalen Internetwerbung, und vor allem zu meinem Aufwand, einen Rundbrief zu schreiben! Wie hoch aber ist mein Aufwand tatsächlich?

Einige zündende Ideen braucht man schon, ein paar gute Bilder dazu, einige Abende Schreiberei, etwas Motivation meinerseits, die aber stets von außen, von meinen Stauden gesteuert wird. Die Motivation sinkt allerdings sehr schnell mit dem Frühlingserwachen, wenn die Arbeit draußen immer mehr wird und man abends vor Müdigkeit keinen klaren Gedanken hervorbringt. Die Motivation steigt jedoch ganz außerordentlich, wenn ich dann von so vielen Seiten höre, wie sehr man sich Monat für Monat auf den neuen Rundbrief freut! Ich möchte mich einmal ganz herzlich für das Lob bedanken, denn so sehe ich Erfüllung darin, dass diese Art „Begärtnerung der Menschenseele“ großen Sinn macht und auch du an dieser Art und Weise Freude findest.

In diesem Sinne alles Gute und auch dir ein grandioses Frühlingserwachen, so wie es dir vorschwebt!

Dein Staudengärtner Sarastro

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